Potsdam und zurück
Ein Törnbericht von Ralph Meckes & Christiane Wilms
Wie einige Vereinskollegen wollen wir in diesem Jahr nach Potsdam.
Aufgrund der langen Anfahrt und verhältnismäßig kurzen Reisezeit haben Peter und Thomas an zwei Wochenenden vorher ihre Boote vorausgebracht, sie starten von Haldensleben aus.
Wir machen uns Freitag nachmittags nach der Arbeit auf den Weg gen Osten. Die Fahrt läuft gut, an der Schleuse Münster können wir direkt hinter einem Berufsschiff einlaufen. So legen wir im letzten Tageslicht an der Liegestelle in Schmedehausen an. Als wir am nächsten Morgen um 6.00 Uhr starten, ist das Berufsschiff direkt hinter uns schon los, ohne dass wir etwas davon bemerkt haben.
Über die Stationen Bad Essen, Minden, Sehnde, Haldensleben, teils mit Übernachtung an Liegestellen, teils in Yachthäfen geht es den MLK entlang.
Im Morgenlicht fahren wir durch die dicke Baustelle hinter Haldensleben. Der Dunst liegt noch über dem Trog, als wir fast ohne Wartezeit über die Elbe fahren dürfen. Vor der Schleuse Hohenwarthe mit ca 19,5 m Hubhöhe dauert es dann etwa eine Stunde, bis wir mit einem Berufsschiff schleusen dürfen. Auch in Zerben und Wusterwitz haben wir nicht viel Aufenthalt vor den Schleusen, dafür kostet die Baustelle bei Genthin Zeit.
Festmachen können wir gegen 18.00 Uhr am Anleger mit der gelben Welle in Plaue. Dort sind einige Aktivitäten als Vorbereitung für das Fest Fischerjakobi im Gang.
Am nächsten Morgen geht es noch mal um 6.00 Uhr los über den Plauer See in die Brandenburger Havel. Bei schönem Wetter und spiegelglattem Wasser haben wir interessante Ausblicke und einige weitere „Frühaufsteher“ in Form von Vögeln und Tieren.
Durch die Schleuse Brandenburg geht es auf der UHW mit ihren seeartigen Ausbuchtungen und immer wieder neuen Anblicken gemütlich bis zum Abzweig der Potsdamer Havel. Auf Ihr erreichen wir Werder und da wir keinen Platz finden am WWR Gelbe Welle verschlägt es uns auf die andere Seite der Insel zum Yachthafen Scheunhornweg. Von dort starten wir unsere Entdeckungsreise in die Stadt und auf die Insel.
Der nächste Tag bringt Regen, überwiegend Schauer mit Nieselregen dazwischen. Dadurch wird es mit unserer geplanten Fahrradtour zum Kloster Lehnin nichts, aber wir nehmen mittags den Bus und werden von der Klosteranlage nicht enttäuscht.
Nach der 2. Nacht in Werder geht es vormittags Richtung Potsdam weiter, unserem Endziel. Wir haben heftige Schauer und legen auch mitten im Schauer in der Neustädter Havelbucht an. Peter, Thomas und Uwe liegen mit ihren Booten um die Ecke beim MBC Potsdam, wie wir später erfahren.
Die kommenden vier Tage steht Potsdam auf dem Programm und trotz des überwiegend regnerischen Wetters können wir einiges unternehmen. Wir haben ja Regenzeug an Bord und Heizung, um alles wieder zu trocknen.
Am Samstagabend geht es noch eine Runde über das Stadtfest entlang der Brandenburger Straße mit offenen Geschäften, Musik und Kleinkunst. Leider sorgt immer wieder ein Regenschauer für Nässe von oben.
Auch der Sonntag beginnt mit Regenschauern, die in Nieselregen übergehen. Wir machen uns mittags trotzdem auf den Weg, am Ufer entlang Richtung Burchardi, von dort in den Park von Sanssouci, vorbei am Schloss Charlottenhof, dem neuen Palais, der Orangerie , dem Schloss Sanssouci bis zum Gut Bornstedt. Nach Kaffee und Kuchen dort geht es zurück, vorbei an der Friedenskirche, dem Brandenburger Tor bis zu unserem Liegeplatz. Abends sitzen wir noch mit den Kollegen zusammen an Bord der Sirius und bekommen ein paar interessante Tipps für Unternehmungen.
Der Montag ist trocken und wir machen Spaziergänge durch verschiedene Bereiche in der Stadt, u. a. besuchen wir das holländische Viertel .
Unser letzter Tag in Potsdam bringt uns strahlenden Sonnenschein, ideal für eine große Fahrradtour. Diese führt uns durch das russische Viertel bis Belvedere, von dem man an dem Tag in der Ferne den Funkturm von Berlin sehen kann. Nach einem Snack und Gerstensaft in der Meierei geht es vorbei an Schloss Cäcilienhof bis zur Glienicker Brücke, von dort zum Marmorpalast und der dazugehrenden Orangerie, dann zurück zum Boot.
Und wieder geht es früh los, um 6.00 Uhr am nächsten Morgen sind wir unterwegs, die Potsdamer Havel entlang, unter der Glienicker Brücke durch, über den Jungfernsee in die UHW Richtung Brandenburg.
Wieder haben wir am Anfang das Wasser fast für uns. Unter anderem begegnet uns ein Vermessungsschiff, was sich ganz schön breit macht.
Eher als erwartet machen wir am Wasserwanderrastplatz Slawendorf fest und genießen einen großen Spaziergang durch Brandenburg mit seinen Sehenswürdigkeiten.
Das längste Etmal liegt vor uns, ca 90 Km, 3 Schleusen und die Elbequerung, so starten wir auch an diesem Morgen um 6.00 Uhr. An der Schleuse Wusterwitz und auch in Zerben müssen wir nicht lange warten, in der Baustelle in Genthin kommen wir gut voran und in Hohenwarthe sehen wir den ’Klabautermann’ einfahren, man wartet auf uns, und es geht jetzt 19 Meter nach oben. Mit dem ’Klabautermann’ geht es direkt weiter über den Trog. In Haldensleben, unserem heutigen Ziel, treffen wir Christiane und Werner vom MCL Lüdenscheid mit ihrer
’Chrispi’ und es gibt viel zu erzählen.
Wolfsburg ist unsere nächste Station, die Autostadt von VW direkt vor der Nase. Aber die heben wir uns fürs nächste Mal auf, wir gehen nur ein bisschen spazieren, einkaufen und genießen den Nachmittag bei Sonnenschein.
Die nächste Station ist der Yachthafen von Wittingen. Nach der Schleuse Sülfeld geht es ab in den ESK. Das Wasser dort ist teilweise so klar, dass man die Steine auf dem Grund sehen kann. In Wittingen besuchen wir Freunde und sind am nächsten Tag zurück auf dem MLK mit Ziel Heidanger. In der schönen Anlage mit Geranien in den Dalben am Gästesteg gönnen wir uns ein Abendessen und ein Spaziergang zur Schleuse bildet den abendlichen Abschluss.
Das Wetter am nächsten Tag ist wechselhaft, doch beim Schleusen in Anderten bleibt es trocken. Nur beim Anlegen am Wartesteiger haben alle leichte Problem durch den starken Wind. Als wir die Aufforderung zum Einfahren in die Schleuse bekommen, werden mal wieder ein paar Dinge bestätigt. Es gibt ein ziemliches Gewusel, weil anscheinend jeder der 1. sein will, ohne Rücksicht auf den Schleusenrang. Dabei kommen die Sportboote einem ablegenden Berufsschiff in die Quere, was dies durch ein lautes Signal kundtut. Auch der Renner, der uns unterwegs schon so dicht auf die Pelle gerückt ist und beim Überholen ordentliche Wellen gemacht hat, ist dabei.
Die Schleusung läuft und wir begucken uns das Spiel als letzte hinten in der Kammer neben der ’Bonjour’. Beim Tanken in Hannover sehen wir zwei davon im Hafen liegen, wir fahren weiter bis zum heutigen Ziel in Sehnde, wo wir die ’Chrispi’ und die ’ Bonjour’ wiedertreffen, letztere leider mit Problemen, der Auspuffkrümmer ist durchgerostet und sie müssen bleiben und auf Ersatzteile warten.
Für uns geht es am nächsten Tag bis Minden, dort an Liegestelle gegenüber der Schachtsschleuse liegt der David mit Reinold und Brigitte an Bord, die Richtung Hannover unterwegs sind. Wir hören über Funk Thomas und Peter, die auch mit ihrer Crew über Nacht an der Liegestelle bleiben wollen. Unser Ziel ist der Yachthafen Minden.
Das Wetter ist auch am nächsten Tag wechselhaft mit viel Wind und wir erreichen unser heutiges Ziel, Osnabrück, am nächsten Nachmittag. Zwei weitere Boote laufen nach uns den Gästesteg an und als die Sirius und Majoste kommen, finden sie am übernächsten Steg zwei Plätze nebeneinander. Der Abend endet mit einer Grillrunde und etwas Fußball im Fernsehen, nachdem die Reparatur an Peters Wasseranlage nur einen Teilerfolg bringt.
Wieder auf Tour am nächsten Morgen haben wir kurz vor Hörstel Pech, eine Pressung am Ölschlauch zum Ölkühler hat dem Druck nicht standgehalten und sie verabschiedet. Der Öldruck plötzlich runter, weil sich das ganze Öl im Maschinenraum verteilt hat. Größere Schäden hat Ralph verhindert, weil er den Motor sofort abgestellt hat. Wir treiben auf die Steine der Böschung zu, können etwas abfendern und haben zwei Leinen raus zum Ufer. Ein vorbeifahrendes Berufsschiff macht langsam, nachdem wir es angefunkt haben. Und kurze Zeit später kommt die St. Mauritz, ein ehemaliges Bereisungsboot des WSA. Es schleppt uns netterweise in die alte Fahrt, wo eine Reparatur an der Spundwand und außerhalb des Verkehrs wesentlich besser und ruhiger zu bewerkstelligen ist. Nach einem Kaffee und Überlegungen finden wir via Internet eine Firma, die uns nach mehrfachen Telefonaten jemanden rausschickt, der die defekten Schläuche mitnimmt und neue gepresste nach einiger Zeit wiederbringt. Da ist es mal wieder gut, ein GPS an Bord zu haben, mit den Daten kann der Fahrer uns mit seinem Navi finden, nicht alle ’Landratten’ kennen die alte Fahrt Hörstel. Der Mitarbeiter wartet dann auch die Reparatur ab und verabschiedet sich danach. Als alles wieder läuft heißt es in den nächsten Stunden sauber machen. Es kostet alles an Papierrollen und einige Lappen aus Bettlaken und Handtüchern , um das ausgelaufene Öl aufzuwischen. Gegen Mitternacht ist es dann soweit, alles ist wieder sauber und am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Fuestrup, unserer letzten Station vor unserem Heimathafen. Dort können wir die altölgetränkten Tücher fachgerecht entsorgen.