Mit der "Chevignon" auf Reise zu den 4 flämischen Kunststädten
Bericht und Fotos von Manfred Sinkovic
Nachdem unsere Vereinskameraden Ralph Meckes & Christiane Wilms in 2012 einen informativen Reisebericht von der Maas gemacht haben, möchten wir das nun fortsetzen und der Maas nach Belgien folgen. Allerdings nur bis Lüttich um dann wieder zurück, über den Albert Kanal nach Hasselt, Brüssel, Brügge, Gent und Antwerpen zu fahren.
Von Maastricht kommend, muss man sich an der ersten belgischen Schleuse „Lanaye“ anmelden und man bekommt eine „Configuration du Convoi“. Dieses Dokument ist kostenlos.
Auf belgischer Seite sehen wir uns ins Ruhrgebiet der 50er Jahre versetzt und der Weg ist wenig einladend.
Lüttich gibt sich auf den ersten Blick auch nicht sehr sympathisch, wer Fahrräder mit sich hat, sollte diese lieber an Bord lassen, denn in der Stadt ist das Radfahren ein Abenteuer. Außerdem liegt der Hafen „Port de Yachts Liege“ fußläufig von der Altstadt entfernt.
Die Stadt bietet neben vielen historischen Gebäuden auch moderne Architektur. Sehenswert ist z.B. der Bahnhof, erst vor einigen Jahren vom Stararchitekten Santiago Calatrava erbaut.
Jeden Sonntag findet entlang der Maas der Markt, „La Batte“ statt. Es werden neben Lebensmittel, Obst auch lebendes Kleinvieh, Textilien uvam. angeboten. Wer irgendwelche Dinge sucht, die er nicht braucht, ist hier an der richtigen Stelle, ich bin allerdings nach 350 m umgekehrt, weil so ein Gewühl nicht mein Ding ist .
Unser Fazit für Lüttich: wir haben es gesehen, aber wir könnten nicht sagen, da müssen wir noch einmal hin. Auch die Sprache hier liegt uns nicht so richtig, da lernt man 10 Jahre englisch und was sprechen die Leute hier, französisch! Nach 3 Übernachtungen gings dann wieder Maas abwärts um über den Albertkanal unseren Törn Richtung Hasselt fortzusetzen.
An der Schleuse „Genk“ im Albert Kanal wäre es vorteilhaft, wenn man die Steuerbordkammer bekommt, backbord anlegen, um dann zu dem „De Scheepvaart“ Büro zu gehen. Dort kauft man für 40,00 € eine 3 Monatsvignette. Achtern backbord aufkleben. Die Schleusen, fast alle mit 10 m Fallhöhe, sind mit Schwimmpollern versehen und gut zu händeln. Wir konnten an diesem Tag ohne Wartezeiten in alle 3 Schleusen mit der Berufsschiffahrt einfahren.
Nach der 3. Schleuse legten wir in Hasselt, beim Jachtclub HYAC an. Der Hafen ist ordentlich, aber mit durchschnittlichem Komfort. Wasser und Strom am Steg, wir haben pro Nacht für unser 12 m Schiff 10,00 € incl. Strom und Wasser bezahlt. Eine Besonderheit in diesem Hafen ist, dass man die Leinen ziemlich locker lässt, es sind feste Stege und durch die nahe Schleuse steigt der Wasserspiegel bis zu 80 cm.
Hafenmeister Danny Tel. 0032 475389057
Da wir gerne mit unseren E-Bikes unterwegs sind, fanden wir hier in Limburg die Beschilderung der Knotenpunkte an den Radwegen als außerordentlich gut.
Auf der Weiterfahrt durch den Netekanal, später Beneden Nete kommt man nach der Schleuse Duffel ins Tidengebiet der Schelde. Über die Schleuse Wintam fährt man in den Brüssel-Schelde Kanal ein, an der nächsten Schleuse Zemst werden Sportschiffe nur mit der Berufsschifffahrt geschleust. Auf diesem Kanal passiert man mehrere Hebebrücken, bevor man dann den Yachthafen des „Bruxelles Royal Yacht Clubs“ erreicht, in dem wir ein paar Tage verbrachten, um uns intensiv in der Metropole Brüssel umzusehen
Bei einem Besuch Brüssels gehören die allseits bekannten Bauwerke zum Pflichtgrogramm
Von Brüssel bis zu unserem nächsten Ziel, Gent, der zweiten der vier flämischen Kunststädte die wir besuchen wollen, sind es 100 Km, zu viel für einen Tag. Die Zwischenübernachtung machten wir in Dendermonde an der Boven Zeeschelde.
Ziemlich triste, langweile Strecke, wenn man dann noch gegen ablaufendes Wasser im Tidengebiet fährt fragt man sich, warum eigentlich Belgien. Dabei muss man auf der Schelde noch aufpassen, dass man immer die Außenkurven des Flusslaufes fährt, sonst kann es schnell sein, dass man aufläuft. Diese Erfahrung haben wir auch gemacht, als wir in einer Kurve einem entgegen kommenden Schuber ausweichen wollten. Dank des steigenden Wasser kamen wir schnell wieder frei.
Von Dendermonde ging es am nächsten Tag weiter, allerdings mit auflaufendem Wasser und dementsprechender Geschwindigkeit. Die Ankunftszeit in Gent um 10:45 Uhr ließ in uns den Entschluss reifen, noch bis Brügge, dem Endziel unserer Flandern Rundfahrt durch zu fahren und in Gent erst auf der Rückreise anzulegen.
Beim Besuch der Stadt Brügge hat man den Eindruck, dass alle Belgien Touristen auf einmal in der Stadt sind. So haben wir einmal auf dem Busparkplatz am Hafen ca. 60 Busse gezählt. Aber wir sind ja auch Touristen wenn man eine interessante Stadt besuchen möchte, muss man das in Kauf nehmen.
Dafür hat Brügge auch einiges an Historie zu bieten:
Rückweg nach Gent, hier hat man einige Liegemöglichkeiten. Von der Ringfahrt kommend stadteinwärts in die Leie einfahren. Dort gibt es am Anfang 2 Yachtclubs, wir haben beim K.G.W.V. festgemacht. Es ist zwar 4,5 Km zur Stadtmitte, aber mit Fahrrädern kein Problem. Tel. Hafenmeister 0032 475585038, Liegegebühr 1,00 €/m, Strom 2,00 €.
Auch in Gent kann man auf Schritt und Tritt Gebäude und Plätze aus der aus mehreren Jahrhunderten bestauen.
Verlassen wir Gent und richten unseren Bug unseres Schiffes Richtung Antwerpen.
Eine frühe Abfahrtszeit in Gent und noch 3 Std. Ablaufendes Wasser, ließen uns die 89 Km bis Antwerpen gut in einer Etappe schaffen, mit Tankstopp in Temse.
Der Hafen in Antwerpen hat einige eigene Regeln. So sollte man sich vor Reisebeginn eine ID Nr. für sein Schiff beantragen: e-mail Adresse jaw@telenet.be, von der Schelde kommend kann man 3 Std vor und nach Hochwasser durch die Kattendijk Schleuse, Funkkanal 69, fahren. Sonst muss man durch die Royers-Schleuse, Funkkanal 22.
Dann steht zum Erreichen des Yachthafen im Willemdok nur noch die Londenbrug im Weg, die allerdings feste Öffungszeiten hat. Wir wurden vom Hafenkapitän mit dem Schlauchboot nach Öffnung der Brücke abgeholt und zu unserem Liegeplatz gebracht.
Sehr ordenliche, aber auch teure Marina, 1,60 € / m, Strom 3,00 €, aber wenn alles passt, zahlt man das schon einmal. Tel. Hafenmeister Raymond 0032 496236070 oder Tony 0032 495535455.
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Antwerpen bietet eine Vielzahl von Bauwerken, die sehenswert sind. Da hätten wir mal wieder einen Bahnhof, allerdings nicht so modern wie in Lüttich, sondern ein Gebäude, wie eine Kathedrale, 1903 eingeweiht und 1993 renoviert.
In Bahnhofnähe sind eine Vielzahl der Diamanten Händler angesiedelt. Mit uns konnte jedoch keiner von denen ein Geschäft machen, bei insgesamt 16 Mrd. Jahresumsatz dieser Branche wäre das auch nicht ins Gewicht gefallen.
Ein lohnender Besuch ist auch das Haus des Malers Peter Paul Rubens, wer allerdings die typischen Gemälde mit den prallen Formen von Frauenkörpern erwartet, der muss ins PRADO nach Madrid. In diesem Haus sind meist nur Bilder mit religiösen Motiven zu sehen.
Kathedrale, Groote Markt und Rathaus sind in Antwerpen, wie in allen anderen Städten Belgiens immer wieder die Anziehungspunkte der Touristen.
Direkt am Yachthafen befindet sich das MAS, Museum aan de Strom. Wer die Zeit hat, sollte dieses Haus besuchen. Wenn man die Museumssäle nicht ansehen möchte, kann man kostenlos bis auf das Panoramadach mittels Rolltreppen fahren (letzte Etage normale Treppe) um einen grandiosen Blick über die Stadt zu geniessen.
Auf der Rückfahrt Richtung Niederlande muss man den gesamten Antwerper Hafen durchfahren. 2 Brücken müssen geöffnet werden, die anderen sind hoch genug, bis man in die Schelde-Rijnverbindung kommt, sind es insgesamt 17 Km. Die Fahrt erfordert höchste Aufmerksamkeit, da dort reger Schiffsverkehr herrscht, auch grosse Seeschiffe. Wenn man den Hafen verlässt, muss man sich über Funkkanal 2 abmelden und seine ID Nr. durchgeben.
Nachdem wir die größte Schleuse der Welt, die Berendrechtschleuse, 500 x 68 m, backbord liegen lassen konnten, haben wir nach 1 Std. 50 min. Hafendurchfahrt den Schelde-Rijnkanal erreicht und somit auch bald holländische Gewässer.
Unser Fazit für Belgien:
Gute Infrastruktur für den Wassersport, schöne historische Städte, nette Menschen, gut zu fahrende Wasserstraßen, manchmal etwas trist, Schleusenbedienung war immer zügig, auch ohne Berufsschifffahrt, außer Schleuse Zemst. Einkaufsmöglichkeiten überall gut, aber es gibt keine Leberwurst.
Einige Grunddaten für den Belgien Törn 2013
Zeit: 31. Mai – 25. Juni
Fahrtage 9
Hafentage 17
Km insgesamt 510
Schleusen 15
Dieselverbrauch 340 L
Motorstunden 62